Seit November 2022 werden in einem Kooperationsprojekt des Instituts für Kriminologie an der Universität Hamburg (UHH) und des German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg im Rahmen des MOTRA Forschungsverbundes alle zwei Monate in Deutschland Stichproben von etwa 2500 Erwachsenen online befragt. Ziel dieser Studie unter dem Titel „Menschen in Deutschland International“ (MiDInt) ist es, Reaktionen der Bevölkerung auf international bedeutsmer Geschehnissen zu erfassen und deren Einflüsse auf politische Einstellungen der Menschen in Bezug auf die Situation in Deutschland zu untersuchen. In diesem Spotlight werden zentrale Ergebnisse der ersten Welle dieser Befragungen zur Frage der Wahrnehmung und Bewertung der Proteste und Menschenrechtsverletzungen im Iran und deren Auswirkungen auf Muslimfeindlichkeit in Deutschland vorgestellt.
Eine weit überwiegende Mehrheit der Deutschen befürwortet danach, dass die Protestierenden von Deutschland unterstützt und dass wegen der Menschenrechtsverletzungen weitere Sanktionen gegen den Iran verhängt werden. Weiter waren deutliche Ausstrahlungseffekte der Vorgänge im Iran auf das Ausmaß der Muslimfeindlichkeit in Bezug auf Deutschland zu erkennen. Die pauschalisierende Deutung der Entwicklungen im Iran als Beleg einer generellen Menschen- und Frauenrechtsfeindlichkeit des Islam trägt danach ganz erheblich zu einer weiteren Steigerung von muslimfeindlichen Einstellungen in Deutschland bei. Demgegenüber haben Deutungen, welche die Proteste vor allem als Ausdruck einer Bewegung von Muslimen für mehr Frauen- und Freiheitsrechte einordnen, eine reduzierende Wirkung auf das Ausmaß der Muslimfeindlichkeit in Deutschland.